Im nördlichsten Zipfel Österreichs, nahe der Stadt Gmünd, liegt ein Ort wie aus einer anderen Welt: der Naturpark Blockheide. Riesige Granitblöcke, geheimnisvolle Wackelsteine, mystische Steinfiguren und eine sanft-hügelige Landschaft machen diesen Naturpark im Waldviertel zu einem einzigartigen Ausflugsziel. Ob Wanderer, Familien, Fotograf:innen oder Naturliebhaber:innen – die Blockheide verzaubert alle, die sich auf ihre stille Magie einlassen. In diesem Beitrag laden wir dich auf eine ausführliche Entdeckungsreise durch den Naturpark Blockheide ein.
Geologie und Entstehung: Die Welt der Steine
Das Waldviertel ist geologisch gesehen eines der ältesten Gebiete Österreichs. Die Granitformationen der Blockheide sind rund 500 Millionen Jahre alt und wurden im Laufe der Zeit durch Verwitterung und Erosion zu bizarren Formen modelliert. Diese Gesteine gehören zum sogenannten Böhmischen Massiv, einem der stabilsten geologischen Strukturen Europas.
Die bekanntesten geologischen Besonderheiten sind die sogenannten Wackelsteine – riesige Granitblöcke, die scheinbar instabil aufeinanderliegen, sich aber trotz leichtem Schwingen nicht verschieben lassen. Sie regen die Fantasie an, wirken wie von Riesenhand geschaffen und sind fester Bestandteil vieler Sagen und Mythen.
Der Naturpark: Fakten und Philosophie
Der Naturpark Blockheide-Gmünd-Eibenstein wurde 1964 gegründet und umfasst eine Fläche von rund 106 Hektar. Ziel ist es, die typische Kulturlandschaft des Waldviertels zu erhalten und gleichzeitig naturnah erlebbar zu machen. Der Park wird gemeinschaftlich von den Gemeinden Gmünd und Großdietmanns getragen.
Neben der Bewahrung der Landschaft steht die Umweltbildung im Fokus. Mit interaktiven Lehrpfaden, Naturerlebnisstationen und Themenwegen wird Wissen spielerisch vermittelt. Besucher:innen sollen nicht nur schauen, sondern verstehen und staunen.
Wandern in der Blockheide
Mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege führen durch die Blockheide. Besonders beliebt sind:
- Blockrunde (ca. 4,5 km): Ein Rundweg, der zu den markantesten Granitformationen führt, darunter die „Teufelsbrotlaibe“ und der „Wackelstein“.
- Granitweg (ca. 3,5 km): Mit Erklärungen zu Gesteinsformationen, Entstehungsgeschichte und Nutzung des Granits in der Region.
- Waldlehrpfad: Ideal für Familien, mit vielen kindgerechten Infotafeln und Spielstationen.
Alle Wege sind gut gepflegt und auch für gemäßigte Wanderer leicht zu bewältigen. Rastplätze, Aussichtsplattformen und stille Waldlichtungen laden zum Verweilen ein.
Der Aussichtsturm
Ein Highlight für viele Besucher:innen ist der Aussichtsturm Blockheide. Er wurde 2001 errichtet, ist rund 25 Meter hoch und bietet bei klarem Wetter einen grandiosen Blick über das Waldviertel bis hinüber ins tschechische Südbohmen.
Vom Turm aus lassen sich die Dimensionen des Naturparks gut erfassen, und man erkennt, wie die Wiesen, Moore, Felder und Waldflächen miteinander verwoben sind. Der Turm selbst ist ein modernes Bauwerk aus Holz und Stahl und fügt sich harmonisch in die Landschaft ein.
Sagen, Mythen und Magie
Die Blockheide ist durchzogen von Legenden. Die auffällige Gestalt vieler Steine hat schon immer die Fantasie beflügelt. So erzählen Geschichten von versteckten Zwergenhöhlen, von Riesen, die mit Steinbrocken warfen, und von geheimnisvollen Energiestrahlen.
Einer der bekanntesten Wackelsteine ist mit der Sage verknüpft, dass er sich nur bewegt, wenn eine unschuldige Jungfrau ihn berührt. Andere Steine sollen heilsame oder schützende Kräfte besitzen. Auch Radiästhesie-Fans pilgern gerne hierher.
Flora und Fauna
Die Landschaft der Blockheide ist ein Mosaik aus Trockenwiesen, Heideflächen, Teichen und Mischwald. Seltene Pflanzen wie der Enzian oder die Arnika sind hier ebenso zu finden wie fleischfressende Sonnentau-Pflanzen in den feuchteren Gebieten.
Die Tierwelt ist artenreich: Eidechsen, Waldkauze, Buntspechte und sogar Schwarzstörche sind in der Umgebung heimisch. Im Frühjahr und Herbst zieht die Blockheide auch viele Zugvögel an.
Naturerlebnis für Kinder
Familien sind in der Blockheide besonders willkommen. Es gibt:
- Naturspielplätze mit Kletterelementen und Rutschen aus Naturmaterialien
- Kreativstationen wie „Steintiere bauen“ oder „Baumrinde drucken“
- Kinderwanderhefte, mit denen kleine Entdecker auf Schatzsuche gehen
- Ferienprogramme mit Naturführungen und Waldabenteuern
Kulinarik und Rast
Im Sommer ist das Blockheidehaus geöffnet. Es bietet regionale Spezialitäten wie Mohnnudeln, Waldviertler Karpfen, deftige Suppen und hausgemachte Mehlspeisen. Der Gastgarten liegt idyllisch im Grünen, mit Blick auf den Wald und die Granitformationen.
Für Selbstversorger gibt es zahlreiche Picknickplätze, teils mit Holzliegen oder Tischen. Auch die Aussichtsterrasse beim Turm eignet sich hervorragend für eine Jausenpause.
Anreise und Infos
- Adresse: Naturpark Blockheide, 3950 Gmünd, Niederösterreich
- Parkplätze: Gratisparkplätze am Naturparkzentrum
- Öffis: Bahnstation Gmünd (10 Gehminuten zum Eingang)
- Eintritt: Der Park ist kostenlos zugänglich; der Aussichtsturm kostet einen geringen Eintritt
- Beste Zeit: Frühling bis Herbst, besonders im Mai zur Heideblüte
Veranstaltungen und Jahreszeiten
Im Laufe des Jahres bietet der Naturpark zahlreiche Events:
- Frühlingswanderung mit Wildkräuterkunde
- Sternenbeobachtungsabende (die Lichtverschmutzung ist gering)
- Sommer-Familienfeste mit Bastelstationen und Musik
- Herbstliche Naturfotografie-Workshops
- Adventwanderungen mit Fackeln und Geschichten
Auch für Schulklassen, Gruppen und Vereine werden eigene Programme angeboten.
Fazit: Magie zwischen Moos und Granit
Der Naturpark Blockheide ist ein stiller Star unter den österreichischen Naturparks. Er beeindruckt nicht durch spektakuläre Höhen oder alpine Dramatik, sondern durch seine stille, urtümliche Kraft. Die Granitblöcke wirken wie Kunstwerke, die Landschaft erzählt Geschichten, und die Natur ist in ihrer Ursprünglichkeit fassbar nah.
Ob als Tagesausflug, Urlaubsziel oder Ort zum Krafttanken: Die Blockheide berührt Herz und Sinne. Wer den Naturpark besucht, wird mit einem Gefühl von Ruhe, Erdung und Staunen belohnt. Und vielleicht mit der Frage im Kopf: Wer hat all diese Steine nur so schön hingelegt?